Zur Zeit unterscheidet man zwei "Formen" der Kurzschwanzboas (Boa constrictor amarali) wobei ich hier andeuten muss, dass ich diese Trennung etwas fragwürdig finde. Das Verbreitungsgebiet der Kurzschwanzboas zieht sich von der Gegend um die brasilianische Metropole Sau Paulo bis zur Grenzregion im Westen des Landes. Auch dort gehen die Biotope wie hier der sogenannte "Pantanal", ein gewaltiges Sumpfgebiet, welches an Paraguay und Bolivien grenzt, nahtlos ineinander über. Ich bin, obwohl ich leider noch nie in dieser Region war, der festen Überzeugung, dass sich diese Tiere nicht an Landesgrenzen halten, sondern sich in Biotopen aufhalten, wo sie ihre bevorzugten klimatischen Bedingungen auffinden. Nichts desto trotz spricht man in der Terraristik von der "bolivianischen-" und der "brasilianischen Amarali". Ich fände eine Trennung nach Blutlinien deutlich sinnvoller, aber wenn in der Terraristik einmal gewisse Begriffe Fuss gefasst haben, kriegt man sie nicht mehr weg.
Die Kurzschwanzboa hat ihren lateinischen Namen (Boa constrictor amarali) zu Ehren des berühmten Dr. Afriano Amaral, Direktor des "Instituto Butantun" in Sao Paulo, Brasilien, erhalten. Auch bei dieser Lokalform ist es wieder einmal erstaunlich, welch unterschiedliche Habitate von Boa constrictor bevorzugt werden. Zum einen werden Tiere in bewohnten Gebieten in Vororten der Grossstadt aufgefunden, zum andern sind sie hunderte Kilometer weiter im "Pantanal "anzutreffen, oder bessergesagt noch anzutreffen.
Brasilianische Kurzschwanzboas findet man in Europa und auch in den USA nur selten. Bei den wenigen Exemplaren, welche noch in der Terraristik gepflegt werden, dürfte es sich um die sogenannte dänische Blutlinie handeln. Die Erfahrungen mit dieser Blutlinie seien aber nicht gerade gut gewesen. Selbst bei „optimaler“ Haltung hatten viele Pfleger Mühe mit der sogenannten Regurgitation, also dem Auswürgen halbverdauter Nahrung. Auch die Zucht dieser Linie ist sehr selten. Ich pflege ein Pärchen dieser Linie und kann das bis jetzt nicht bestätigen. Meine Tiere zeigen sich sehr dankbar, gehen gierig ans Futter und bereiten auch sonst keinerlei Probleme.
Mit den bolivianischen "Amaralis" hatte ich leider sehr viel Pech. Ich hatte zwar das Glück, ein Nachzucht-Pärchen (Babys) dieser wundervollen Tiere erwerben zu können. Leider verstarben mir beide Tiere nach ca. 6 Monaten aus mir völlig unerklärlichen Gründen. Dieses Beispiel zeigt, dass auch versierte Züchter der Gattung Boa, welche jahrelange Erfahrung haben, nicht von Rückschlägen verschont bleiben. Ich will an dieser Stelle ansprechen, wie wichtig eine sterile Aufzucht der jungen Boas ist. Pflegen sie kleine Boas wenn immer einzeln, auf feuchtem Haushaltspapier, und schauen sie, dass die klimatischen Bedingungen stimmen. Wenn immer möglich, ziehen sie ihre Jungen mit frischen, lebendem Futter hoch, welches sie beim Lieferanten ihres Vertrauens beziehen. Denn nur so haben sie die Gewissheit, dass sie gesunde Futtertiere verfüttern. Es kommt immer wieder vor, dass in grossen Nagetierzuchten Parasitenbefälle wie z.B. verursacht durch Flöhe, Milben oder Zecken, im grossen Stil mit der chemischer Keule bekämpft werden. Oder es wird dem Befall pausenlos vorgebeugt. Wenn Partikel dieser Gifte in den Verdauungstrakt einer Boa gelangen, ist das nicht von Vorteil. Und wenn sie als Pfleger nicht merken, was das Problem ist, kann das das Todesurteil für die Kleinen sein. Pflegen sie lieber weniger Boas, aber kümmern sie sich um sie, als ob es ihre eigenen Kinder wären. Das Beste ist gerade gut genug...
Die Tiere haben eine sehr helle, fast silbernd glänzende Grundfärbung, welche ihnen auch den Namen „Silverbacks“ eingebracht hat. Vertreter dieser Lokalform besitzen häufig eine sehr ausgeprägte, fledermausförmige, braune Sattelfleckenzeichnung. Der Schwanz ist, wie es der Name schon sagt, sehr kurz und nicht ganz so rot gefärbt, wie es beispielsweise bei Vertretern der Nominatform ist. Jungtiere besitzen häufig rosa gefärbte Flanken. Charakteristisch für Boa constrictor amarali ist der edel aussehende, langgezogene Kopf. Auch hier gibt es gestreifte Tiere.
Diese Lokalform ist wegen der starken Zerstörung ihres Lebensraumes besonders gefährdet. Im Verbreitungsgebiet von Boa constrictor amarali werden grosse Wald- und Buschbiotope für die Landwirtschaft, präziser ausgedrückt für den Anbau von Soja, gerodet. Oder es werden Sumpfgebiete trocken gelegt. Der natürliche Lebensraum dieser wunderschönen Boas wird immer mehr eingeschränkt. Es wäre deshalb wünschenswert, diese Kurzschwanzboas in den ersten Anhang des Washingtoner Artenschutzabkommens zu überführen, wobei das für den Artenerhalt in Gefangenschaft viele Nachteile mit sich bringen würde. Eine Anpassung des Washingtoner Artenschutzabkommens wäre an der Zeit, speziell für Nachzuchttiere, die nachweislich in Gefangenschaft gezüchtet wurden.
Wir halten neben den Silverbacks auch Boa c. amarali aus Südbrasilien (Lemke Linie).
Diese Tiere erfreuen sich immer größerer Beliebtheit. Die oftmals reduzierten Sattelflecken, sowie die äußerst schöne Grundfärbung machen diese Boa's zu begehrten Pfleglingen in der Terraristik.
Der Rotanteil im Schwanzbereich ist im Vergleich zu den Boa c. consrtictor aus Surinam oder Brasilien eher gering.
Wie diese Bilder zeigen, schmälert diese Tatsache nicht die Schönheit dieser tollen Tiere.