Boas, egal welcher Unterart, erfolgreich nachzuziehen, ist das Schönste und Aufregendste bei der Haltung dieser Riesenschlangen.
Ein gesunder Wurf ist der Lohn für gute Terrarienhaltung und der Indikator dafür, dass die Tiere sich wohl fühlen und ihren natürlichen Trieben nachgehen.
Die besten Zuchttiere sind die, die man als Baby erworben und über Jahre liebevoll aufgezogen hat.
Die Geschlechtsreife wird von männlichen Boas meist schon nach 2,5 bis 3,5 Jahre erlangt, bei den Weibchen dauert es ein bis drei Jahre länger.
Bei Weibchen ist zu dem Alter noch die Größe bzw das Gewicht für eine erfolgreiche Vermehrung ausschlaggebend. Das Gewicht, um sich fortzupflanzen, ist bei Boas von Unterart zu Unterart verschieden. Manche Vertreter von Boa c. imperator z.B können schon ab 1,2 - 1,5 kg Junge bekommen. Bei Boa c. constrictor und Boa c. occidentalis ist man gut beraten, die Weibchen erst mit einem Gewicht von mindestens 4-5 kg zu verpaaren. Kleinere Weibchen werden durch die Trächtigkeit stark geschwächt und es braucht viel Zeit, um die Tiere anschließend wieder aufzubauen und auf Zuchtgewicht zu bringen. Lieber warten man ein Jahr zuviel, als zu wenig! Dafür wird man auch mit größeren und kerngesunden Babies belohnt!
Boas sind Einzelgänger und kommen in der Natur nur für die Fortpflanzung zusammen. In der Terrarienhaltung fährt man auch am besten, wenn die Tiere übers Jahr einzeln gehalten werden. Die Paarungszeit von Boa constrictor fällt, auch unterartsabhängig, in die Monate September bis April.
Männchen von Boa c. imperator beginnen meist schon im Herbst damit, aktiver zu werden und die Weibchen zu suchen. Oft stellen sie auch das Fressen ein und verweigern angebotenes Futter. Beginnt die Paarungszeit, sind sie die meiste Zeit des Tages auf Achse und züngeln eifrig, immer auf der Suche nach einem paarungsfähigen Weibchen.
Wir halten unsere Zuchtweibchen einzeln und setzten die Männchen zu den Weibchen, sobald sie aktiv werden.
Die Paarungszeit dauert bei den verschiedenen Unterarten wie folgt...
Die Angaben sollen aber eher Richtwerte sein. Wenn man seine Tiere kennt und sie gut beobachtet, wird man immer die Anzeichen
einer bevorstehenden Paarungszeit bemerken.
In dieser Zeit kann man, soweit sie zur Verfügung stehen, mehrere Männchen zum Einsatz bringen oder kombiniert eine Gruppe, bestehend aus mehreren Weibchen und Männchen.
Kurz vor der anstehenden Paarungszeit werden die nächtlichen Temperaturen von durchschnittlich 26°C schrittweise auf 23-24°C abgesenkt.
Nach unseren Beobachtungen müssen Boas, die sich erfolgreich vermehren sollen, verschiedene Phasen in der Paarungszeit durchlaufen.
Nachdem die Männchen die Pheromone des Weibchens wahrgenommen haben, zünglen sie aufgeregt ca. einmal pro Sekunde und erkunden gespannt die Umgebung. Sobald sie die Weibchen gefunden haben,
beginnen auch sie aufgeregt zu züngeln.
Nach der ersten Bekanntschaft machen sich meist auch die Weibchen auf den Weg, die dann vom Männchen rastlos verfolgt werden. Ist das Weibchen wieder zur Ruhe gekommen, legen sich die Männchen
auf die Weibchen und beginnen mit ihren Afterspornen, die sich links und rechts neben der Kloake befinden, das Weibchen zu stimulieren.
Die Weibchen wehren sich meist gegen das gekratze der Männchen und versuchen, diese abzuschütteln. Die erste Stimulationsphase kann sich mehrere Wochen lang hinziehen.
Die Stimulationen der Männchen bewirken, dass das Weibchen ihre Follikel, die die Boa nach Eintritt in die Geschlechtsreife das ganze Jahr über parat hat, mit Dotter zu füllen. Dieser Vorgang dauert von Weibchen zu Weibchen unterschiedich und kann von ein bis zwei Wochen bis hin zu zwei Monaten dauern.
Man vermutet, dass die Männchen riechen, wenn die Weibchen bereit für die Paarung sind.
Die Entwicklung der Eier bei den Weibchen ist bei genauer Beobachtung gut zu erkennen. Ab der Mitte des Körpers werden die Weibchen, auch ohne gefressen zu haben, deutlich runder.
Nun beginnen die Männchen wieder eifrig, das Weibchen mit den Afterspornen zu stimulieren und kurz drauf können meistens schon die ersten Paarungen beobachtet werden.
Sobald eine Paarung stattfindet, liegen beide Tiere regungslos aufeinander, nur die Männchen krümmen und kringeln ihre Schwanzspitze hin und her. Sobald man die Tiere in dieser Position sieht, kann man sich sicher sein, dass eine Paarung stattfindet. Nun sollten die Boas auf keinen Fall gestört werden.
Die einzelnen Paarungen dauern zwischen ein paar Minuten bis hin zu mehreren Stunden. Das ganze kann sich wieder über mehrere Wochen hinziehen. Es ist zu beobachten, dass die Weibchen auch beim
Einsatz mehrerer Männchen oft nur einen einzigen Geschlechtspartner akzeptieren, auch wenn sich der Andere noch so ins Zeug legt. Wenn sich zwei Boas finden, die gut miteinander harmonieren,
reicht es oft den Auserwählten zum Weibchen zu setzen, um die Tiere zur Paarung zu bringen. Setzt man Boas zum ersten mal zur Vermehrung zusammen, ist es von Vorteil, wenn man mehrere Männchen
zur Auswahl hat, da mehrere Männchen sich gegenseitig anspornen und das Weibchen aus mehren möglichen Partnern auswählen kann.
Wenn die Paarungen erfolgreich waren, kommt es letztendlich zur Ovulation. Dabei wandern die Eier durch den Eileiter und werden dabei befruchtet. Die Ovulation geht mit einer mehr oder weniger massiven Schwellung des Weibchens kurz hinter der Körpermitte einher. Diese Schwellung dauert ca. 24 Stunden. Anschließend verlagert sich die Schwellung ins hintere Körperdrittel.
Nun ist das Weibchen trächtig. Die Ovulation wird nicht immer bemerkt, da die Tiere in der Paarungszeit oft in ihren Vestecken liegen und man möchte seine Tiere ja nicht stören.. Das Weibchen gibt einem aber auch, ohne eine Ovulation bemerkt zu haben, genügend anzeichen, dass sie stattgefunden hat.
Ungefähr zwei Wochen nach der Ovulation kommen die Weibchen, mit seltenen Ausnahmen, in einen Häutungszyklus. Die sogenannte Postovulationshäutung findet ca. drei bis vier Wochen nach der eigentlichen Ovulation statt. Wird eine Ovulation beobachtet, kann man von diesem Tag an nach ca. 120 Tagen mit dem Absetzten der Jungtiere rechnen. Verpasst man sie, kann man ab dem Tag, an dem das Weibchen die Postovulations-Haut abgestriffen hat, nach 105 Tagen im Schnitt mit Nachwuchs rechnen. Mit dem Tag der Ovulation färben sich die Weibchen deutlich dunkler und sind nun fortan meist eng zusammengerollt an einer warmen Stelle im Terrarium aufzufinden. Sie pendeln meist nur von ihrem Unterschlupf an die wärmste Stelle und anschließend wieder zurück. Ansonsten wird die Aktivität der Tiere auf ein Minimum beschränkt.
Sobald das Weibchen trägt, verlieren die Männchen meist schlagartig das Interesse und können wieder vom Weibchen getrennt und anschließend wieder gefüttert werden. Sie haben in den letzten Monaten viel Energie verbraucht und benötigen nach der Paarungszeit genauso viel Aufmerksamkeit wie die Weibchen. Wenn männliche Boas gesundheitliche Probleme kriegen, dann ist das meist nach der Paarungszeit, wenn die Tiere ausgezehrt und geschwächt sind.
Im Laufe der Trächtigkeit nimmt der Leibesumfang der Weibchen im hinteren Drittel stetig zu und im vorderen ab. Jetzt werden die Fettreserven der Weibchen aufgebraucht, die vorher über den Sommer
gesammelt wurden. Am Ende, kurz vor der Geburt, suchen die Weibchen nicht mehr so häuftig die Wärme auf, sondern bleiben verborgen in ihrem Versteck. Wenn die Weibchen mal aktiv sind, sehen sie
gegen Ende der Trächtigkeit nicht mehr so füllig aus, wie sie noch wenige Wochen zuvor aussahen. Wenn die Trächtigkeit ohne Probleme verläuft, brauchen die Jungtiere ihre Dottervorräte restlos
auf, bevor die Geburt stattfindet.
In den letzten beiden Wochen vor der Geburt kann das Weibchen oft lang ausgestreckt im Terrarium liegend beobachtet werden. Ein bis zwei Tage vor der Geburt macht sich das Weibchen auf, einen
geeigneten Platz für die Ablage der Jungtiere zu suchen. Dabei durchwühlt die werdende Mama oft das ganze Einstreu im Terrarium und ist in dieser Zeit sehr stressanfällig.
Hier ist unser Boa c. imperator Weibchen aus Mexico/Tarahumara wenige Tage vor der anstehenden Geburt.
Es ist zu beobachten, dass die Jungtiere gegen Ende der Trächtigkeit immer weiter in Richtig Kloake verschoben werden, bis sie regelrecht an der Kloake anstehen. Wenn ein geeigneter Platz für die Ablage gefunden ist, meist ist es ein Unterschlupf im Terrarium, aber auch durchaus im "offenen Gelände", streckt sich das Weibchen aus und bereitet sich auf die anstehende Geburt vor. Dann hebt sie ihren Schwanz an und drückt die Jungtiere nacheinander heraus. Dieser Vorgang kann von wenigen Minuten bis hin zu zwei Stunden andauern. Bei der Geburt sind Störungen von aussen tunlichst zu vermeiden, um nicht eine für die Jungtiere gefährliche Verzögerung herbeizurufen. Gesunde Weibchen schaffen die Geburt ohne jegliche Hilfe von aussen und lieber wartet man ein wenig zu lange, als dass man das Weibchen bei der Ablage der letzten Jungen stört.
Wenn man sicher ist, dass die Geburt abgeschlossen ist, kann man dem Weibchen noch gut und gerne ein paar Minuten Ruhe gönnen, bevor man sie kurz in eine andere Unterkunft überführt. Das kann ein
bereits vorher eingerichtetes Terrarium sein, man kann sie aber auch so lange in eine Futterbox setzen, bis die Jungen aus dem Terrarium geholt wurden und alle Unreinheiten entfernt und neues
Streu eingebracht wurde. Beim Herausnehmen des Muttertiers ist allerdings vorsicht geboten, weil manche Boa-Mütter ihren Nachwuchs wehement verteidigen!
Auch wenn man seine Boa schon lange kennt, sollte man auch bei den brävsten Tieren vorsichtshalber einen Schlangenhaken verwenden. Man kann der gerade frisch gebackenen Mutter sofort nach dem
Umsiedeln in einen andern Behälter eine mittlere Ratte anbieten, die normalerweise sofort gierig genommen wird. So hat die Boa erstmal was zu tun und wird ein wenig von den Strapazen
abgelenkt.
Ist die Boa-Mama versorgt, beginnt der spannendste Teil des Ganzen... jetzt kann man sich den Jungtieren wittmen!
Kurz nach der Geburt liegen die Jungtiere meist regungslos auf einem Haufen. Je nach Entwicklungsgrad befinden sich die Jungtiere entweder noch in eine dünnen Membranhaut, oder haben diese schon
vor oder während der Geburt durchstoßen. Sollten die Jungtiere noch in der Hülle sein, kann man ihnen auch helfen, indem man die dünne Haut vorsichtig aufreißt, um den Babies den ersten Atemzug
zu erleichtern. Sie schaffen es aber im Normalfall auch von selbst, die Eihülle zu durchstoßen. Anschließend pumpen die Jungschlangen zum ersten mal Luft in ihre Lungen. Wenn die Jungtiere zu
früh abgesetzt wurden kann es sein, dass der Dottervorrat noch nicht vollständig aufgebraucht wurde und die Tiere noch mit der Nabelschnur am Dotter hängen. In diesem Fall kann man das Jungtier
samt Dottersack vorsichtig in eine seperate Aufzuchtbox umsetzen und warten, bis sich das Tier von selbst abnabelt. Ist der Dottervorrat aufgebraut, kann man die Nabelschnur auch vorsichtig ca.
2-3 cm vom Bauch der Baby-Boa abreißen. Dabei muss man aufpassen, dass man die Nabelschnur nicht direkt am Bauch entfernt, weil die Babies so deutlich mehr Blut verlieren, als wenn ein kleiner
Teil der Nabelschnur dranbleibt.
Wenn alle Tiere abgenabelt sind, kann man sie in lauwarmen Wasser baden, um alle Rückstände der Geburt abzuwaschen. Anschließend können sie alle zusammen in Aufzuchtbox, die mit feuchtem Küchenpapier ausgelegt und mit einer Wasserschale und einem Versteck ausgestattet ist. Darin werden sich die Jungtiere alle geballt in eine Ecke legen.
In den nächsten Tagen sollte man das Küchenpapier täglich wechseln und stetig feucht halten, damit die Jungtiere nicht mit dem Rest der Nabelschnur daran festkleben. Nach ein paar Tagen werden
sie die restliche Nabelschnur selbstständig absteifen. Am Bauch der Jungtiere sieht man den Nabel deutlich als kleinen Spalt, der an einem kleinen Teil die Bauchschuppen der Babies
halbiert.
Nach wenigen Tagen kommen die Babies fast zeitgleich in die Haut, die sie ca. 7 - 10 Tage nach der Geburt abstreifen. Bis zu diesem Zeitpunkt sollte man die Jungtiere noch weitestgehend in Ruhe
lassen. Nach der ersten Haut sind die Tiere nun wunderschön Kontrastreich und die Farben kommen sehr schön zur Geltung. Jetzt kann man auch die Geschlechter der Babies ermitteln und wenn möglich
einzeln in kleine Aufzuchtbehälter setzen.